MS Westwind wieder im Heimathafen

Abschlussbericht des Beratungsprojekts „Geburtskliniken in NRW“ liegt vor
In 1,5 Jahren hat das Beraterteam von SeeYou dank einer Förderung der Auridis Stiftung in Höhe von 150.000 Euro 15 Geburtskliniken in NRW bei der Einführung eines Lotsendienstes beraten. Der nun vorliegende Abschlussbericht verdeutlicht nicht nur den weiter großen Bedarf, sondern auch die Sinnhaftigkeit eines klar strukturierten Beratungsprozesses mit unterschiedlichen Bausteinen. Schon sieben der Standorte sind in den Qualitätsverbund Babylotse eingetreten.
Nordrhein-Westfalen besitzt allein schon aufgrund seiner Größe (bevölkerungsreichstes Bundesland mit fast 18 Millionen Einwohnern ) und der Anzahl der Geburtskliniken (rund 22 Prozent mit 132 von 611 gesamt mit 171.022 Entbindungen im Jahr 2021 ) ein großes Potential für Lotsendienste in Geburtskliniken. Wie in ganz Deutschland sind auch hier im letzten Jahr nach einer ersten Schätzung des Statistischen Landesbetriebs NRW deutlich weniger Kinder zur Welt gekommen (6,3 Prozent ). Die zunehmende Konzentration auf weniger und dafür größere Geburtsabteilungen begünstigt die Machbarkeit eines Lotsendienstes nach dem Modell Babylotse.
„Mit einigen Standorten sind wir schon seit Jahren in Kontakt“, berichtet Friederike Rieg, Teamleitung des Beratungsteams bei SeeYou. „Die Einführung des Landesförderprogramms „kinderstark“, das auch die Einführung von Lotsendiensten abdeckt, hat den Ausschlag gegeben, dass aus vielerorts großem Interesse endlich konkrete Projekte erfolgreich eingeführt werden konnten.“ Die Beratung war dank einer großzügigen Projektförderung der Stiftung Auridis aus Mühlheim an der Ruhr für die teilnehmenden Kliniken und Kommunen kostenlos. „Die Unterstützung von Kindern in benachteiligenden Lebenslagen steht im Mittelpunkt des Engagements der Auridis Stiftung. SeeYou leistet mit der Beratung zu Lotsendiensten einen wertvollen Beitrag für Familien an der Nahtstelle Gesundheitswesen und Frühe Hilfen, weshalb wir auch das Beratungsprojekt in NRW sehr gern unterstützt haben“, so Marc von Krosigk, Geschäftsführer der Auridis Stiftung. Das Interesse ging dabei mehrheitlich von den Kliniken aus (36 Prozent), knapp ein Drittel der Projekte (28 Prozent) wurde von Klinik und Kommune gleichermaßen vorangetrieben.
Der entscheidende Erfolgsfaktor sei es, alle Beteiligten aus Klinik und Kommune frühzeitig an einen Tisch zu bekommen und einen Projektverantwortlichen zu benennen, bestätigen die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen die jahrelangen Erfahrungen der Berater*innen von SeeYou. Neben den sieben Standorten, die sich im Rahmen der ergebnisoffenen Beratung zu einer Mitgliedschaft im Qualitätsverbund Babylotse entschlossen haben, steht die Entscheidung bei drei weiteren Standorten noch aus.
Besonders die Möglichkeit einer Hospitation, die mehrheitlich bei erfahrenen Babylotsinnen in Münster und Dortmund angeboten waren, wurde von den Teilnehmenden als besonders hilfreich bei der Entscheidungsfindung und Implementierung empfunden (100 Prozent gut oder sehr gute Bewertungen). In einer digitalen Beratungssprechstunde konnten sich alle Projektteilnehmer*innen alle zwei Wochen unkompliziert Rat und Informationen holen und untereinander vernetzen. Für die konkrete Umsetzung erwies sich die Konzeptberatung als das Herzstück des Angebots, ergänzt um eine Prozessevaluation rund ein halbes Jahr nach Einführung. 16 Teilnehmerinnen haben sich an der Medical School (Berlin und Hamburg) theoretisches Rüstzeug geholt und arbeiten bereits als Lotsinnen in den verschiedenen Geburtskliniken in Datteln, Dinslaken, Gelsenkirchen, Herford, Leverkusen, Mönchen-Gladbach, Münster u.w.
Ausblick
SeeYou berät seit über 10 Jahren Interessierte aus dem Gesundheits- und Sozialwesen dazu, wie eine gute Versorgung von belasteten Familien mit psychosozialen Bedarfen rund um die Geburt gelingen kann. „Wir wollen in Zukunft verstärkt unser Augenmerk auf den ambulanten Sektor legen“, skizziert Geschäftsführer Dr. Sönke Siefert. „Bei immer weniger Geburtskliniken müssen wir auch den Familien in ländlichen Gebieten möglichst früh ein Angebot machen, idealerweise bereits in der betreuenden Frauenarztpraxis.“ Das Beraterteam von SeeYou hofft, an den Erfolg des Beratungsprojektes mit dem internen Arbeitstitel „MS Westwind“ andocken zu können.
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