
Rückblick auf die Veranstaltung: Neue Versorgungsform für Familien wirkt! Ergebnisse des Innovationsfondsprojekts KID-PROTEKT

Schwangere und Familien in belastenden Lebenslagen systematisch und verlässlich erkennen, ihren Bedarf klären und das passende Unterstützungsangebot finden – zu diesem Zweck rief die Treuhandstiftung SeeYou des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift in Hamburg 2007 das Programm Babylotse an Geburtskliniken ins Leben.
Nach der Einführung im stationären Bereich wurde das Angebot in Frauenarztpraxen erprobt, 2015 erfolgreich evaluiert und in der Folge auch auf Kinder- und Jugendarztpraxen ausgeweitet.
Nun zeigen die Ergebnisse des Innovationsfondsprojekts KID-PROTEKT: Werden die Vorsorgeuntersuchungen in den Arztpraxen ergänzt und Lotsendienste integriert, verbessert sich die Versorgung bereits ab der Schwangerschaft signifikant und somit die Entwicklungschancen eines jeden Kindes.
Film ab zu unserer Veranstaltung!
Sehen Sie sich den Videomitschnitt vom 30. November 2021 an.
Welches Ziel wird mit Innovationsfondsprojekten verfolgt?
Ziel des Innovationsfonds ist eine qualitative Weiterentwicklung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland. Nach Abschluss der geförderten Vorhaben fasst der beim G-BA eingerichtete Innovationsausschuss bei Förderungen neuer Versorgungsformen einen Beschluss mit Empfehlungen zur Überführung in die Regelversorgung. Die Beschlüsse werden auf den Internetseiten des Innovationsfonds veröffentlicht.
Hier geht es zur offiziellen Projektseite von KID-PROTEKTWofür steht KID-PROTEKT?
Der Projektname KID-PROTEKT steht kurz für: Kindzentrierte Psychosoziale Grundversorgung im Ambulanten Sektor.
Wie erfolgte die Ansprache der Familien?
Über einen einseitigen psychosozialen Anhaltsbogen, den die (werdenden) Familien im Rahmen der Schwangerschaftsvor- und -nachsorge bzw. der Früherkennungsuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt („U“-Untersuchungen) selbst ausfüllten, wurden Belastungen systematisch erfasst.
Wie wurden die Familien begleitet?
Enthielt der Fragebogen Hinweise auf Belastungen, wurde seitens der Praxis in einem ca. 10-minütigen „Orientierenden Gespräch“ geklärt, ob aufgrund der Belastung ein Unterstützungsbedarf vorhanden ist, der die Einbindung einer externen Hilfe begründet. Die in der Regel unmittelbar in der Praxis stattfindenden Gespräche konnten an speziell geschulte Medizinische Fachangestellte delegiert werden, um das ärztliche Personal zu entlasten. Diese Möglichkeit wurde von den Praxen im Projekt mehrheitlich (87%) wahrgenommen.
Fakten & Erkenntnisse der projektbegleitenden Evaluation auf einem Blick
- Über 9.000 Schwangere und Familien wurden mit dem Projekt erreicht.
- 24 Praxen aus Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein nahmen teil.
- In der Studie war mehr als ein Drittel der Familien gemäß psychosozialem Anhaltsbogen belastet.
- Etwa jede zweite Familie hatte nach Einschätzung des Praxispersonals einen intensiven (= mittleren bis sehr hohen) Unterstützungsbedarf.
- Mehr als die Hälfte der Familien mit intensivem Unterstützungsbedarf hatte Bedarf an professioneller Unterstützung und erfuhr eine Weiterleitung an bestehende Angebote.
- Den speziell qualifizierten Praxen gelang es besser, Eltern bei Bedarf Orientierung über Unterstützungsangebote zu geben. Der Anteil der Familien, die mindestens eine Information zu Unterstützungsangeboten erhielten, war mehr als drei Mal so hoch wie in der Regelversorgung.
- Damit zeigt die Evaluation auch, dass nicht nur ein bedeutender Anteil an Familien, sondern auch die Frauen- und Kinder- und Jugendarztpraxen von der neuen Versorgungform profitieren, indem sie auf Basis der systematisch durchgeführten psychosozialen Anamnese ihrem gesetzlichen Auftrag zur bedarfsorientierten Information über regionale Unterstützungsangebote für Eltern und Kind (§§ 24d, 26 SGB V) deutlich („signifikant“) besser nachkommen können als in der Regelversorgung.
- Für einen Teil der belasteten Familien reicht eine reine Weitergabe von Informationen mangels eigener Ressourcen nicht aus. Es bedarf einer aktiven Vermittlung oder sogar Begleitung in Angebote („Überleitung“). Diese ist derzeit noch nicht Teil der Mutterschafts- bzw. Kinder-Richtlinie des G-BA und kann, wie die Evaluation zeigt, von den Praxen nur in sehr geringem Umfang geleistet werden. Die Einbindung einer sozialpädagogischen Fachkraft, die in passende Angebote lotst (Babylots*in), kann hier entlasten.
- Auch für die Inanspruchnahme der Angebote – erhoben per Befragung an einer Teilstichprobe weitergeleiteter Familien – scheint im Falle intensiver Belastungen die lotsengestützte Vermittlung ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Statements der Referent*innen
Ausblick
Zusammen mit der AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse, Kooperationspartner im Projekt, überprüft die Stiftung SeeYou u. a. Möglichkeiten einer Fortführung der neuen Versorgungsform im Rahmen eines Selektivvertrags.
Herzlichen Dank an alle Unterstützer*innen & Wegbegleiter*innen
Material
Pressemeldung
Informationen für die Presse
Familiengeschichte aus dem Projekt
Lesen Sie hier die Familiengeschichte aus dem Projekt "Für einen guten Start ins Muttersein"
Projektflyer
Alle Informationen auf einen Blick in unserem Projektflyer
Aktueller Beitrag im Newsletter 2/2021 der Stiftung SeeYou
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag von Nikola Nitzschke "Innovationsfondsprojekt KID-PROTEKT erfolgreich abgeschlossen"