Unser Beratungsangebot
Im Sinne eines sozialen Früherkennungssystems hat SeeYou im Jahr 2007 das Programm Babylotse entwickelt, um in Gesundheitseinrichtungen systematisch, frühzeitig und verlässlich psychosoziale Belastungen von Schwangeren, Müttern und in den ersten Lebensjahren der Kinder zu erkennen. Babylots*innen unterstützen Familien beim Suchen und Finden des für Sie passgenauen Beratungsangebotes und vernetzen in Angebote der Frühen Hilfen und anderer Hilfesysteme. Bestehende Angebote werden nicht ersetzt, sondern ergänzt und passgenau eingebunden. Babylots*innen leisten so einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Familien und zur Sicherung des Kindeswohls an der Nahtstelle Gesundheit und Frühe Hilfen. Das Angebot ist für die Familien freiwillig und kostenlos.
Der Bedarf an psychosozialer Unterstützung von Familien ist groß und wächst weiter – nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland.
Mit einem eigenen Team Beratung Lotsendienste fördert SeeYou die bundesweite Verbreitung und berät Kommunen, interessierte Kliniken und Träger*innen bei der Einführung des Programms Babylotse in Geburtskliniken sowie Frauen- und Kinderarztpraxen.
Dazu gehört vor allem die Beratung im Vorfeld der Entscheidung über eine Programmeinführung, z.B.
- zu verschiedenen Organisationsformen
- der Qualifizierung der Mitarbeitenden
- Kosten- und Finanzierungsoptionen sowie
- Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit
Der strukturierte Know-how-Transfer befähigt effizient zur Ein- und Durchführung des Programms in Eigenregie. Durch Standardisierung zahlreicher Arbeitsprozesse sowie ein breites Angebot an Beratungs- und Weiterbildungsleistungen, das STARTklar Paket, gelingt eine Übertragung auf andere Standorte gut.
Die Lotsentätigkeit entlastet nachweislich das medizinische Personal in Geburtskliniken und Arztpraxen und führt sowohl bei Patient*innen als auch Mitarbeitenden zu einer höheren Zufriedenheit.
Für wen?
- Für Interessierte aus dem Gesundheitswesen (Geburtskliniken und niedergelassene Ärzt*innen)
- Freie Träger der Jugend- und Sozialhilfe
- Öffentlicher Sektor (Landesregierung, Kommunen sowie Verwaltung)
- Förderinstitutionen
Leistungen
Unterstützung durch unser multiprofessionelles Team bei allen Fragen rund um die Einführung des Programms:
- Finanzierungsberatung (zur Anschub- und Anschlussfinanzierung)
- Stakeholder-Analyse
- Strukturelle Anforderungen
- Datenschutz
- Qualität (Anforderungen, Kennzahlen, Personal, Prozessabläufe)
- Kernprozess Babylotse
- Programmnutzen (für den eigenen Standort)
- Beratung Einbindung Kommune
- Implementierungsberatung und Konzeptberatung
Kosten
Gerne erstellen wir Ihnen auf Wunsch ein individuelles Angebot.
Häufig gestellte Fragen & Antworten
Aufbau Lotsendienst
Müssen Stellen aufgebaut werden?
Ja, mit dem (medizinischen und pflegerischen) Stammpersonal sind die Aufgaben eines Lotsendienstes in der Regel fachlich und zeitlich nicht zu schaffen. Der Effekt ist eine Entlastung des Stationspersonals durch Mitarbeitende mit anderen Qualifikationen.Wie kann ich alle Beteiligten aus der Klinik vom Mehrwert überzeugen?
Die Bereitschaft vieler Beteiligter in der Klinik zur Zusammenarbeit ist eine zentrale Gelingensbedingung.Argumente:
- Attraktives Angebot für (potenzielle) Patient*innen
- Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit durch zeitliche und mentale Entlastung des medizinischen/pflegerischen Personals
- Verbesserung der Klinik-Images
- Verbesserung der Elternzufriedenheit
Mehrarbeit? Für Hebammen bzw. Ärzteschaft das Ausfüllen des Anhaltsbogens, aber: Die Fragen überschneiden sich teilweise mit den Fragen der Anamnese. Danach: Entlastung, da sich jemand kümmert!
Finanzierung
Welche Vergütung bekommt ein/eine (Baby-)Lots*in?
Die Vergütung richtet sich nach der tariflichen Einordnung der Stelle entsprechend der Qualifikation der Lotsin.Wer finanziert die Lotsenstellen?
Eine Regelvergütung gibt es derzeit nicht, wohl aber viele unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Grundsätzlich können zwei unterschiedliche Anstellungsmodelle unterschieden werden, die aus verschiedenen Motivationslagen heraus entstehen und die Finanzierung maßgeblich beeinflussen:- Anstellung in der Klinik: Attraktives Angebot für Patient*innen, Entlastung des medizinischen Personals, Interesse am präventiven Kinderschutz -> Finanzierung aus Klinikbudget u.a.
- Anstellung bei einem Freien Träger der Jugendhilfe/Jugendamt/Gesundheitsamt: Vermeidung/Senkung potenzieller (Folge)Kosten durch Prävention -> Finanzierung durch öffentliche Haushaltsmittel sowie privaten Mittel (Stiftungen, Spender etc.), Anschubfinanzierungen über Soziallotterien möglich (freie Träger)
Für eine Finanzierungsberatung wenden Sie sich gern an Ihre/n Berater*in Lotsendienste bei SeeYou.
Trägerschaft
Wo wird das Programm Babylotse angebunden?
Es gibt verschiedene Optionen, die jeweils Vor- und Nachteile mit sich bringen.
Lots*innen können angestellt sein:- in der Geburtsklinik
- bei einem externen Träger
- in der kommunalen Verwaltung beim Jugend- oder Gesundheitsamt
Details s. Qualitätsrahmen Programm Babylotse
Kooperationen
Welche Kooperationen sind erforderlich?
1. Träger und Klinik (Kooperationsvertrag)
Beispielsweise zur Regelung von: Datenschutz, Pflichten, Rechten, Zusammenarbeit, Abgrenzung, Öffentlichkeitsarbeit, Vergütung, Besprechungsstruktur2. Förderer (Kooperationsvertrag)
Beispielsweise zur Regelung von: Gegenstand, Zeitraum, Umfang, Rechte, Pflichten3. Vernetzungspartner (mündliche oder schriftliche Kooperationsvereinbarungen)
Beispielsweise zur Regelung von: Leistungsbeschreibung, Abgrenzung, Verfügbarkeit / Zugangswege, Besprechungswesen4. Flankierend: Datenschutzvereinbarungen
Regelungen zur Weitergabe von klientinnenbezogenen DatenDatenschutz
Was muss ich zum Thema Datenschutz grundsätzlich wissen?
In Deutschland ist der Datenschutz Ländersache, das heißt jedes Bundesland hat eine eigene Aufsichtsbehörde mit einem/einer zuständigen Landesdatenschutzbeauftragten. Zudem hat jede Klinik in der Regel einen/eine Datenschutzbeauftragte/n. Grundsätzlich muss bei Implementierung eines Lotsendienstes die Weitergabe von Klientinnendaten (Klinik-Träger-Vernetzungspartner) geregelt sein.Welche datenschutzrechtlichen Besonderheiten muss ich beachten, wenn ein/eine Lots*in bei einem externen Träger angestellt ist?
In diesem Fall benötigt die Klinik (mindestens) eine Schweigepflichtsentbindung/ Einverständniserklärung des/der Klient*in zur Weiterleitung von Daten an den/die Lots*in.
In Hamburg ist die Weitergabe von Klient*innendaten an den/die extern angestellte Lots*in im Behandlungsvertrag des Krankenhauses geregelt. Damit entfällt die Schweigepflichtsentbindung / Einverständniserklärung.
Fordern Sie gerne Beispiele bei SeeYou an.Welche datenschutzrechtlichen Besonderheiten muss ich beachten, wenn ein/eine Lots*in direkt bei der Klinik angestellt ist?
In diesem Fall ist der Datenschutz in der Regel über die Klinik geregelt. Bitte kontaktieren Sie den/die Datenschutzbeauftragte/n Ihrer Klinik.#Was muss ich als Lots*in beachten, wenn ich eine Klientin vernetze und Rücksprache mit der betreffenden Einrichtung halten möchte?
Hier bedarf es einer (zusätzlichen) Schweigepflichtsentbindung / Einverständniserklärung durch die Klientin. Entsprechende Vorlagen stellt der Qualitätsverbund Babylotse seinen Mitgliedern zur Verfügung.Ist es sinnvoll, Flyer für Klientinnen mit einem QR-Code zum Datenschutz zu versehen?
Der Flyer ist eine niedrigschwellige Möglichkeit, (werdende) Familien zu erreichen.
Ein QR-Code setzt ein Smartphone voraus, über das sicher viele, aber nicht alle Klientinnen verfügen. Stellen Sie sich immer die Frage: Was und wer soll mit dem Flyer erreicht werden?Weiterbildung
Ist die Weiterbildung zur Babylots*in verpflichtend?
Nein, Voraussetzung für die Einführung des Programms Babylotse ist die Mitgliedschaft im Qualitätsverbund Babylotse und die Arbeit nach dem Modell Babylotse.Prozess und Aufgaben Lots*innen
Wann nehmen die Lots*innen Kontakt zu den Müttern auf?
Idealerweise noch während der Schwangerschaft anlässlich eines auffälligen Anhaltsbogens oder einer Direkt- oder Selbstmeldung, spätestens rund um die Entbindung bzw. entlang den Kindervorsorgeuntersuchungen (Spezialfall Lotsenmodell in der Pädiatrie).Wo finden die Gespräche mit den Klientinnen statt?
Die Gespräche mit den Klientinnen finden im Patientenzimmer und/oder nach Bedarf und Möglichkeit auch in einem separaten, geschützten Raum statt.Welche Arbeitszeiten haben Lots*innen?
Aufgrund der kurzen Liegezeiten der Frauen ist ein/eine Lots*in idealerweise täglich in der Klinik präsent, mindestens aber alle 72 Stunden. Wochenendarbeit ist aufgrund des präventiven Charakters der Tätigkeit und wegen der knapp bemessenen Ressourcen nicht die Regel.Ist es die Aufgabe eines/einer Lots*in, Anträge mit den Eltern auszufüllen?
Das Ausfüllen von Anträgen ist keine Kernaufgabe, sondern das Lotsen an entsprechend unterstützende Einrichtungen und liegt damit im Ermessensspielraum der/des Lots*in.Zählen Hausbesuche zur Aufgabe von Lots*innen?
Hausbesuche sind eine Ausnahme, wenn es die Situation erfordert, aber keine Regel.Wie lange betreut ein/eine Lots*in?
Die Dauer der Betreuung hängt von der Fallintensität ab. Grundsätzlich unterscheiden wir drei Fallarten:
Beratung:- Bedarfsanalyse inklusive Beratung und Information der Eltern (1-2 Kontakte).
- Es findet keine Überleitung statt!
Kurzfall:
- Mehrere Kontakte zur Familie und/oder Kooperationspartnern.
- Es findet maximal eine Überleitung statt.
Intensivfall:
- Besondere Fallschwere / Fall mit erhöhtem Arbeitsaufwand und / oder Begleitung erforderlich, um Kindeswohl zu sichern. Insbesondere:
- Drohende Kindeswohlgefährdung
- 2 oder mehr Überleitungen (gilt auch für klinik-interne Dienste wie Sozialdienst (oder vergleichbare Institution im Krankenhaus wie Psycholog*in oder Elternberatung, Kinderschutzkoordination der Klinik o.ä.)
- Installation hochschwelliger Hilfe (z.B. über Jugendamt oder vergleichbare hochschwellige Hilfen)
- Persönliche Begleitung außerhalb des Krankenhauses (wenn vorgesehen)
Abgrenzung zu anderen Professionen im Haus (z. B. Psychologin)
Tipp: Ein Kooperationsgespräch führen und gemeinsame Absprachen treffen.Anhaltsbogen
Wann und von wem wird der Anhaltsbogen ausgefüllt?
Idealerweise wird der Anhaltsbogen 6 - 10 Wochen vor Entbindung durch das Klinikpersonal ausgefüllt und in der Patientenakte hinterlegt. Wenn sich bereits beim Ausfüllen des Bogens Anhaltspunkte für eine psychosoziale Belastung der Eltern ergeben, kann der/die Lots*in noch vor der Entbindung Kontakt aufnehmen. Nach der Entbindung wird der Anhaltsbogen mit weiteren Informationen ergänzt und dem/der Lots*in zur Auswertung übermittelt.Wie unterscheiden sich die Informationen aus dem Anhaltsbogen von den Informationen, die bei der Anmeldung zur Geburt erhoben werden?
Hier gibt es standortspezifische Unterschiede. In der Regel gibt es aber viele Überschneidungen, auch mit den Daten, die im Mutterpass erfasst werden.Fallen Frauen durchs Netz, wenn der Anhaltsbogen nicht oder nur unvollständig ausgefüllt ist?
Nicht zwangsläufig, da es mehrere Zugangswege für Klientinnen gibt:
1. Auffälliger Anhaltsbogen
2. Direktmeldungen durch das Klinikpersonal
3. Direktmeldungen durch die Klientinnen
Aber der Anhaltsbogen ist der systematischste und damit auch zuverlässigste Weg.Welche Möglichkeiten gibt es, den Anhaltsbogen und das dahinterliegende Verfahren standortspezifisch anzupassen?
Der „Wilhelm“ ist evaluiert und lange erprobt. Es können einzelne Veränderungen vorgenommen werden, dabei ist ggfs. das Copyright zu beachten.Netzwerkarbeit
Welche Netzwerke bzw. Austauschforen sind für Lots*innen relevant?
- Regionale Netzwerke Frühe Hilfen
- Qualitätszirkel
- Regionale Arbeitsgruppen der Frühen Hilfen u.v.
Nach Eintritt in den Qualitätsverbund Babylotse e.V.:
- Regionalgruppen
- Fachsymposien
- Arbeitstreffen
- Fachausschüsse / Arbeitsgruppen
Kinderschutz
Was mache ich, wenn eine Frau das Hilfsangebot eines/einer Lots*in nicht annimmt?
- Das Lotsenangebot ist freiwillig. Liegt keine Kindeswohlgefährdung bzw. ein entsprechender Verdacht vor, darf eine Klientin das Angebot jederzeit ablehnen.
- Fälle mit Aspekten einer Kindeswohlgefährdung erfordern ein abgestimmtes Handeln von Lots*innen, Gesundheitseinrichtung (Klinik und/oder Praxis) und ggf. Jugendamt. Verbindlich vereinbarte Prozessbeschreibungen (Schutzkonzept1) regeln Zuständigkeiten, Erreichbarkeiten, Kommunikationswege, Übergaben und ähnliches. Eine entsprechende Vorlage stellt der Qualitätsverbund Babylotse seinen Mitgliedern zur Verfügung.
1 | Gemeint sind Prozessbeschreibungen im Rahmen der Jugendhilfe
Schnittstellen
- Die Arbeit der Lots*innen ersetzen nicht die Aufgaben und Funktionen bereits bestehender Berufsgruppen und Dienste wie Hebammen, Angebote der Frühen Hilfen, Schwangerschaftsberatungsstellen, Kliniksozialdienste, ASD, Neugeborenen-Besuchsangebote (Willkommensbesuche) und ähnliche. Vielmehr werden die Leistungen des Lotsendienstes auf die bestehenden Angebote abgestimmt und diese so gegebenenfalls ergänzt. (Werdende) Familien werden ermutigt, Angebote in Anspruch zu nehmen.
- Die unterschiedlichen Rollen und Aufgaben sollten definiert und klar gegeneinander abgegrenzt sowie Schnittstellen definiert werden.
- Die Inanspruchnahme eines Lotsendienstes als präventives Angebot aus dem Bereich der Frühen Hilfen ist immer freiwillig, das Hinzuziehen des ASD dagegen abhängig von der Einschätzung der Fachkräfte und nicht freiwillig.
Beratungsprozess durch SeeYou
Welche Beratungsleistungen bietet SeeYou?
Nehmen Sie gern Kontakt zu einem Berater*in Lotsendienste auf und lassen Sie sich ein Angebot erstellen.
Beratung für niedergelassene Ärzt*innen
Seit 2012 kooperiert SeeYou im Rahmen des Angebots Babylotse mit niedergelassenen Frauen- sowie Kinder- und Jugendarztpraxen in Hamburg, um Familien frühzeitig und verlässlich zu erreichen. Darüber hinaus machen wir uns für eine bundesweite, regelfinanzierte Leistung zur psychosozialen Unterstützung von Familien in Arztpraxen stark.
Wie relevant eine gute Zusammenarbeit an der Nahtstelle zwischen Arztpraxen und der Kinder- und Jugendhilfe bzw. den Frühen Hilfen ist, zeigen auch die Ergebnisse des „ZuFa-Monitoring“ des Nationalen Zentraums Frühe Hilfen (NZFH). So geben beispielsweise über 80% der teilnehmenden Gynäkolog*innen an, den Umgang mit psychosozial belasteten schwangeren Patientinnen als Herausforderung zu empfinden, wobei nur etwas mehr als die Hälfte nach eigenen Angaben konkrete Angebote der Frühen Hilfen kennt.
Sie haben Interesse am Aufbau eines ambulanten Modellprojekts in Ihrer Region? Wir geben unsere Erfahrung gerne weiter und unterstützen Sie dabei.