Das Programm Babylotse
Das Programm Babylotse richtet sich an junge Familien in der Zeit der Schwangerschaft und frühen Kindheit. Speziell qualifizierte Babylots*innen beraten Familien bereits in der Frauenarztpraxis bzw. der Geburtsklinik, um frühzeitig psychosoziale Belastungen zu erkennen und eine erfolgreiche Vermittlung an geeignete Hilfen zu ermöglichen. So werden wiederholt systematische und verbindliche Brücken zwischen dem Gesundheitssystem und anderen sozialen Sicherungssystemen errichtet sowie geeignete, niedrigschwellige und nicht stigmatisierende Zugangswege gerade zu hoch belasteten Familien geschaffen.
Die Wirkungslogik der Babylots*innen
Die Wirkung der Babylots*innen wird am Modell einer Wirkungstreppe dargestellt. Dabei entsprechen die Stufen eins bis drei dem Output, die Stufen vier bis sechs der individuellen Wirkung (Outcome) und die Stufe sieben einer gesamtgesellschaftlichen Wirkung (Impact). Die primäre Zielgruppe der Arbeit der Babylots*innen sind die Kinder. Als sekundäre Zielgruppe wird die Familie gestärkt und mit den notwendigen Hilfen versorgt, damit das Kind möglichst gute Entwicklungschancen hat.
Feedback der unterstützten Familien
Insbesondere die Freitexte geben uns gute Hinweise auf die Zufriedenheit der Eltern und die Passgenauigkeit unseres Angebotes für die Familien.
Zielerreichung 2023
Die Planung für die Einrichtung eines Nutzer*innenbeirats ist fortgeschritten, eine Umsetzung ist für 2024 geplant. Die Erstellung eines Konzepts zur digitalen Transformation zentraler Leistungsprozesse der Stiftung, u. a. ein Relaunch der bestehenden bzw. eine Implementierung einer neuen Dokumentationssoftware wurde aufgrund der notwendigen personellen und finanziellen Ressource auf das kommende Jahr verschobene. Durch Entfristung von Verträgen konnte weitere Planungssicherheit bei Mitarbeitenden geschaffen werden.
Babylotse in der Geburtsklinik
- Angestrebt wurde die Unterstützung von 2.200 Familien. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden. Neben 1.896 Familien, bei denen ein erstes klärendes Gespräch mit einer Babylotsin (Clearing) durchgeführt wurde, konnten 1.100 Familien aufgrund begrenzter Kapazitäten nicht aufgesucht werden. Daher bleibt es für die Stiftung eine Herausforderung, die Prozesse vor diesem Hintergrund einzuordnen, ggfs. Umzusteuern, um allen Familien mit möglichem Unterstützungsbedarf ein solches Angebot zu machen und sich darüber hinaus in einem intensiven politischen Kommunikationsprozess aktiv für eine adäquate Finanzierung der zu erbringenden Leistungen einzusetzen.
- Die Rücklaufquote ausgefüllter Fragebögen sowie der Gesamtleistung Babylotse konnte gesteigert werden.
- Die Finanzierung des Frühe-Hilfen-Bausteins Babylotse in Geburtskliniken erfolgt nach wie vor im Rahmen einer Fehlbedarfsfinanzierung. Dies stellt für SeeYou eine kontinuierliche Gefahr der Unterfinanzierung in einem Bereich der Regelversorgung in Hamburg dar. Das Ziel, mit der Behörde eine verlässlichere Form der Finanzierung zu finden, konnte nicht erreicht werden. Auch dieser Umstand wurde in die politische Kommunikation eingebracht.
- Die Teilnahme an der Online-Elternbefragung mit dem Ziel eines kontinuierlichen Abgleichs der geleisteten Qualität mit den Anforderungen der Nutzergruppe konnte leider nicht weiter gesteigert werden. Den Grund für den erneuten Rückgang zu erfassen sowie die Intensivierung der Einbindung von Nutzer*innen wird im kommenden Jahr ein Thema sein.
- Im Rahmen von Arbeitsschutzbegehungen wurden die Arbeitsplätze in den Geburtskliniken begutachtet und Verbesserungsmaßnahmen in die Wege geleitet.
Babylotse in der Arztpraxis
- Die Kooperation mit Frauenarzt- sowie Kinder- und Jugendarztpraxen konnte 2023 weiter ausgebaut und die zugehörige Ressource an Babylots*innen aufgestockt werden.
- Insbesondere die Einbettung in einen Selektivvertrag - mit einer Finanzierung der Leistung der Arztpraxen durch die beteiligten Krankenkassen und der Finanzierung der sozialpädagogischen Ressource der Babylots*innen durch die Sozialbehörde Hamburg - stellt einen Meilenstein in der Etablierung eines Lotsenmodells im ambulanten Sektor dar.
- Die Umsteuerung der einzelnen Praxen von einem durch Stiftungen finanzierten Projekt zu einem Selektivvertrag stellte sich als herausfordernder dar als erwartet. Nicht alle Praxen konnten „mitgenommen“ werden.
- Nach wie vor sehen wir in den Kooperationspraxen Hindernisse der strukturierten Bedarfserfassung. Hier gilt es weiterhin, den Erkennungsprozess zu stabilisieren und für die Familien verlässlich und personenunabhängig weiter zu etablieren.
Psychosoziale Kurzintervention
- Das quantitative Ziel wurde 2023 erneut nicht erreicht, allerdings kann zusammenfassend resümiert werden, dass die Leistung Psychosoziale Kurzintervention nach wie vor geeignet und notwendig ist, um die Zielgruppe im vereinbarten Umfang durch die Fachkraft zu erreichen und die Ziele der Hilfe zu verfolgen. Eine so umfassende Begleitung kurzfristig sicherzustellen, wäre bei gleichzeitiger Zuständigkeit für frisch Entbundene in der stationären Geburtshilfe nicht umsetzbar.
- Für 2024 nehmen wir uns vor, die Leistung vor dem Hintergrund des abermals nicht erreichten quantitativen Ziels zu bilanzieren und insbesondere im Verhältnis der aus Kapazitätsgründen nicht erreichten 1.100 Familien im stationären Kontext zu bewerten.
Zielplanung 2024
Folgende operative Ziele werden für das Jahr 2024 gesetzt:
Das Ziel, allen Familien mit Unterstützungsbedarf bereits in der Geburtsklinik ein passgenaues Angebot zu unterbreiten, besteht weiterhin. Dieses Ziel wird unter den bestehenden Rahmenbedingungen jedoch weiterhin nicht zu erreichen sein. Die Finanzierung erfolgt weiterhin nicht bedarfsgerecht. Für einen qualitativ guten Lotsendienst ist es notwendig, die Finanzierung an die Fachempfehlungen anzupassen sowie den Träger*innen und ihren Mitarbeitenden langfristig Planungssicherheit zu gewähren!
Es ergeben sich folgende Ziele und Maßnahmen:
- Erreichung der gestellten Prognose für die 8 kooperierenden Hamburger Geburtskliniken (1.880 Clearings, 1.600 Babylotsenfälle, 150 Intensivfälle, 60 PsKi-Fälle) durch mindestens quartalsweise Sichtung der Zahlen mit der / dem BL der jeweiligen Klinik, Einführung eines überarbeiteten Anhaltsbogens (Wilhelm), (Nach-)Schulung des verantwortlichen Klinikpersonals (Geburtsanmeldung) zum Erkennungsprozess durch die klinikzuständige(n) Babylots*innen, Teilnahme der klinikverantwortlichen Babylotsin an mindestens 2 Dienstbesprechungen von Schnittstellen in jeder Klinik, Durchführung eines Bilanzgespräches in allen 8 Geburtskliniken.
- Prozesssicherheit für und in allen 8 kooperierenden Geburtskliniken durch Vereinheitlichung und Verschriftlichung der Verfahrensprozesse in den Kliniken v.a. im Hinblick auf die Niedrigschwelligkeit des Angebots Babylotse im Rahmen des stationären Aufenthalts der Entbindenden.
- Verbesserung des präventiven Kinderschutzes in Hamburger Kooperationspraxen und -kliniken durch regelhafte Teilnahme zugewiesener Babylotsinnen an den bezirklichen Runden Tischen Kinderschutz sowie interprofessionellen Qualitätszirkeln sowie die strukturelle Vernetzung der zugewiesenen Babylots*innen mit den ASD Teams. Vorstellung des Programms Babylotse gegenüber ASD Mitarbeitenden durch Treffen mit ASD Mitarbeitenden aus mindestens 7 verschiedenen ASD Teams aus unterschiedlichen Bezirken.
- Etablierung einer regelhaften Präsenz und Mitarbeit aller Babylotsinnen in Hamburger Frühe Hilfen-Netzwerken.
- Umsetzung des Selektivvertrags KID-PROTEKT (Ziel: 9.000 ausgefüllte Anhaltsbögen, 600 Babylotsenfälle, 160 Intensivfälle) durch Akquise und Einschreibung von gynäkologischen und pädiatrischen Arztpraxen in den Selektivvertrag (Ziel 16-20 Praxen). Durch Qualifizierung "Frühe Hilfen in der Arztpraxis" für alle eingeschriebenen, noch nicht qualifizierte Praxen und Etablierung von mindestens monatlichen Lotsensprechstunden in allen Arztpraxen des Selektivvertrags (sofern räumlich umsetzbar).
- Verbesserung der Leistung Babylotse (und ggfs. sozialmedizinische Nachsorge) angepasst an die Bedürfnisse der Adressat*innen durch Einführung eines Babylotse-, ggfs. SeeYou-Nutzer*innenbeirats durch Akquise von mindestens 4 Gründungsmitglieder*innen, Benennung einer hauptverantwortlichen Mitarbeiterin der Stiftung und Erstellung eines Konzepts inkl. Rahmenbedingungen (Sitzungsfrequenz, zu bearbeitende Themen, Aufwandsentschädigung, ...) und Definition der Aufgaben und Rechte des Beirats.
- Einführung eines Dokumentationsprogramms mit dem die Leistung Babylotse zuverlässig und schneller erfasst, monitort und berichtet werden kann durch Klärung der Finanzierung, Erarbeitung eines Konzepts zur Einführung unter Berücksichtigung des vorliegenden Lastenhefts und anschließender Implementierung.
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Jahres- und Wirkungsbericht 2022
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