Das Programm Babylotse
Das Programm Babylotse richtet sich an junge Familien in der Zeit der Schwangerschaft und frühen Kindheit. Speziell qualifizierte Babylots*innen beraten Familien bereits in der Frauenarztpraxis bzw. der Geburtsklinik, um frühzeitig psychosoziale Belastungen zu erkennen und eine erfolgreiche Vermittlung an geeignete Hilfen zu ermöglichen. So werden wiederholt systematische und verbindliche Brücken zwischen dem Gesundheitssystem und anderen sozialen Sicherungssystemen errichtet sowie geeignete, niedrigschwellige und nicht stigmatisierende Zugangswege gerade zu hoch belasteten Familien geschaffen.
Die Wirkungslogik der Babylots*innen
Die Wirkung der Babylots*innen wird am Modell einer Wirkungstreppe dargestellt. Dabei entsprechen die Stufen eins bis drei dem Output, die Stufen vier bis sechs der individuellen Wirkung (Outcome) und die Stufe sieben einer gesamtgesellschaftlichen Wirkung (Impact). Die primäre Zielgruppe der Arbeit der Babylots*innen sind die Kinder. Als sekundäre Zielgruppe wird die Familie gestärkt und mit den notwendigen Hilfen versorgt, damit das Kind möglichst gute Entwicklungschancen hat.
Feedback der unterstützten Familien
Insbesondere die Freitexte geben uns gute Hinweise auf die Zufriedenheit der Eltern und die Passgenauigkeit unseres Angebotes für die Familien.
Zielerreichung 2022
Babylotse in der Geburtsklinik
- Angestrebt wurde die Unterstützung von 2.200 Familien. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden. Neben 1.657 Familien, die ein erstes klärendes Gespräch mit der bzw. dem zuständigen Babylots*in erfahren haben, konnten 1.090 Familien aufgrund begrenzter Kapazitäten nicht aufgesucht werden. Daher bleibt es für die Stiftung eine große Herausforderung, sich in einem bis heute währenden intensiven politischen Kommunikationsprozess aktiv für eine deutliche Steigerung der finanzierten Personalressourcen einzusetzen.
- Die Finanzierung des Frühe-Hilfen-Bausteins Babylotse in Geburtskliniken erfolgt nach wie vor im Rahmen einer Fehlbedarfsfinanzierung. Dies stellt für SeeYou eine kontinuierliche Gefahr der Unterfinanzierung in einem Bereich der Regelversorgung in Hamburg dar. Das Ziel, mit der Behörde eine verlässlichere Form der Finanzierung zu finden, konnte nicht erreicht werden. Auch dieser Umstand wurde in die politische Kommunikation eingebracht.
- Die Teilnahme an der Online-Elternbefragung mit dem Ziel eines kontinuierlichen Abgleichs der geleisteten Qualität mit den Anforderungen der Nutzergruppe konnte leicht gesteigert werden. Das ist ein sehr erfreulicher Trend, den es 2023 weiter zu verfolgen gilt.
Babylotse in der Arztpraxis
- Die Kooperation mit Frauenarzt- sowie Kinder- und Jugendarztpraxen konnte 2022 (durch eine Steigerung auf 8 Praxen) ausgebaut und die zugehörige Ressource an Babylots*innen aufgestockt werden.
- Das Ziel im Rahmen eines Lotsenmodells, welches Geburtskliniken als auch Arztpraxen im Sinne eines integrierten Lotsendienstes umfasste, konnte 2022 nicht wie geplant umgesetzt werden. Das Ziel, Synergieeffekte aus beiden Systemen zu nutzen, um für die Familien als auch die Kostenträger effizienter zu arbeiten, wurde nicht realisiert. da es so gut wie keine feststellbaren Überschneidungen von Familien in den beteiligten Gesundheitseinrichtungen gab. Es ist anzunehmen, dass mit mehr Vorlauf, ausreichenden Kapazitäten und einer längeren Umsetzungsphase ein höherer Erkenntnisgewinn erzielt worden wäre.
- In einzelnen Praxen konnten Hindernisse der strukturierten Bedarfserfassung und Verbesserungspotenzial ermittelt werden, mit dem Ziel, den Erkennungsprozess zu stabilisieren und für die Familien verlässlich und personenunabhängig weiter zu etablieren.
- Aus den neuen kooperierenden Praxen wurden 2022 jeweils MFA sowie Ärzt*innen qualifiziert und konnten das Fachzertifikat „Frühe Hilfen in der Arztpraxis“ erwerben, um den strukturierten, nicht stigmatisierenden Erkennungsprozess zu stärken.
Psychosoziale Kurzintervention
- Das quantitative Ziel ist 2022 nicht erreicht worden, allerdings kann zusammenfassend resümiert werden, dass die Leistung Psychosoziale Kurzintervention nach wie vor geeignet und notwendig ist, um die Zielgruppe im vereinbarten Umfang durch die Fachkraft zu erreichen und die Ziele der Hilfe zu verfolgen. Eine so umfassende Begleitung kurzfristig sicherzustellen, wäre bei gleichzeitiger Zuständigkeit für frisch Entbundene in der stationären Geburtshilfe nicht umsetzbar.
- Bedingt durch eine längere Elternzeit der einen Mitarbeitenden in der ersten Jahreshälfte, das parallele Einarbeiten einer neuen Mitarbeitenden, Unbesetztzeiten durch Krankheit und Stellenneubesetzung sowie pandemiebedingte Kontakteinschränkungen kam es bei der Gesamtbetrachtung der Zahl der bearbeiteten Fälle zu einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Hierbei stehen ca. 35 Prozent Kapazitätenausfall einem Fallrückgang um ca. 23 Prozent gegenüber. Somit ist festzuhalten, dass die Kolleg*innen trotz weitreichender Einschränkungen und einer hohen Belastung, insbesondere beim Onboardingprozess, dazu in der Lage waren, ihre Arbeit zu stabilisieren. Für 2023 gehen wir von einer Fortsetzung dieses Trends und einer deutlichen Steigerung des Umfangs der Fallarbeit aus.
Zielplanung 2023
Folgende operative Ziele werden für das Jahr 2023 gesetzt:
Das Ziel, allen Familien mit Unterstützungsbedarf bereits in der Geburtsklinik ein passgenaues Angebot zu unterbreiten, besteht weiterhin. Dieses Ziel wird unter den bestehenden Rahmenbedingungen jedoch weiterhin nicht zu erreichen sein. Die Finanzierung erfolgt weiterhin nicht bedarfsgerecht. Für einen qualitativ guten Lotsendienst ist es notwendig, die Finanzierung an die Fachempfehlungen anzupassen sowie den Träger*innen und ihren Mitarbeitenden langfristig Planungssicherheit zu gewähren!
=> Bedarfsgerechte Ressourcensteigerung auf 0,6 Vollzeitkräfte pro 1.000 Geburten, ab 2025: 1,0 Vollzeitkräfte / 1.000 Geburten
Außerdem ergeben sich folgende Ziele und Maßnahmen:
Steigerung der Leistungen durch
- Steigerung der Leistungsfähigkeit im Prozessuniversum Babylotse und Überarbeitung des Onboardingprozesses
- Ausbau interner Schulungen und von Re-Edukationsangeboten
- Verbesserung der digitalen Zusammenarbeit an der Nahtstelle Babylots*in/Geburtsklinik
Stärkung des Tagesbetriebs
- Erhöhung der Präsenz in den Kliniken
- perspektivisch: Schaffung von bedarfsgerechten Vertretungsressourcen
Erhöhung der Prozesseffizienz und -sicherheit in den kooperierenden Geburtskliniken und Arztpraxen inkl. Stärkung des gegenseitigen Austauschs
- Überprüfung der babylotsenrelevanten Prozesse in den Kliniken und kooperierenden Arztpraxen und ggf. Neuaufsetzen
- Intensivierung des gegenseitigen Austauschs
- Umsetzung von Maßnahmen zur Befähigung von Klinik- und Praxispersonal, um den Babylotsenprozess zu unterstützen (u. a. Schulungen)
- Überprüfung der Arbeitsplatzumgebungen der Babylots*innen
Steigerung der Rücklaufquote ausgefüllter Anhaltsbögen
- Nachhaltige Implementierung und Konsolidierung des prototypischen Babylotsenprozesses in allen teilnehmenden Geburtskliniken/Arztpraxen
Weiterentwicklung des Programms Babylotse durch Schaffung eines Nutzer*innen-Beirats
- Entwicklung eines Konzeptes zur strukturierten Einbindung von Nutzer*innen
Erstellung eines Konzepts zur digitalen Transformation zentraler Leistungsprozesse der Stiftung
- Hierin ist u. a. ein Relaunch der bestehenden bzw. eine Implementierung einer neuen Dokumentationssoftware vorgesehen.
- Ausbau der bestehenden Datenbank „SeeYou Net“
Schaffung von Planungssicherheit für Mitarbeitende
- durch Überprüfung von Entfristungsperspektiven und ggf. Entfristung von weiteren Verträgen
Erhöhung der Mitarbeitendenbindung
- Personalentwicklung (Re-Edukationsmaßnahmen, Partizipationsausbau)
- Reduzierung von Belastungsfaktoren
- Steigerung der Resilienzfähigkeit
- Durchführung von Teamentwicklungsmaßnahmen
Stärkung des Kinderschutzes an der Nahtstelle Gesundheitssystem – Babylotse Hamburg
- Verstärkung der Präsenz in bezirklichen Kinderschutzgruppen
- instanzübergreifendes Erarbeiten eines abgestimmten Verfahrens zur Inobhutnahme aus Geburtskliniken
Umsetzung eines Selektivvertrages zwischen der Stiftung SeeYou und teilnehmenden Krankenkassen für die Leistung Babylotse in Arztpraxen, dem bis zu 24 Arztpraxen beitreten können
Verstärkung der Kooperation mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst auf bezirklicher und institutioneller Ebene
- Austausch stärken, aufklären
- Bewusstsein für Expertise der Babylots*innen schärfen
Weitere Steigerung der Zahl der an der Elternbefragung Teilnehmenden
- Fortsetzung der aktuellen Maßnahmen
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Jahres- und Wirkungsbericht 2022
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