Das Programm Babylotse
Das Programm Babylotse richtet sich an junge Familien in der Schwangerschaft und frühen Kindheit. Speziell qualifizierte Babylots*innen beraten Familien bereits in der Frauenarztpraxis bzw. der Geburtsklinik, um frühzeitig psychosoziale Belastungen zu erkennen und eine erfolgreiche Vermittlung an geeignete Hilfen zu ermöglichen. So werden wiederholt systematische und verbindliche Brücken zwischen dem Gesundheitssystem und anderen sozialen Sicherungssystemen errichtet sowie geeignete, niedrigschwellige und nicht stigmatisierende Zugangswege gerade zu hoch belasteten Familien geschaffen.
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Die Wirkungslogik der Babylots*innen
Die Wirkung der Babylots*innen wird am Modell einer Wirkungstreppe dargestellt. Dabei entsprechen die Stufen eins bis drei dem Output, die Stufen vier bis sechs der individuellen Wirkung (Outcome) und die Stufe sieben einer gesamtgesellschaftlichen Wirkung (Impact). Die primäre Zielgruppe der Arbeit der Babylots*innen sind die Kinder. Als sekundäre Zielgruppe wird die Familie gestärkt und mit den notwendigen Hilfen versorgt, damit das Kind möglichst gute Entwicklungschancen hat.
Feedback der unterstützten Familien
Zielerreichung 2021
Babylots*innen in der Geburtsklinik
Unterstützung von 2.400 Familien
Angestrebt wurde die Unterstützung von 2.400 Familien bei einer Clearingrate von 15 Prozent. Dieses Ziel ist nahezu erreicht worden. Dies bedeutet jedoch, dass auch in 2021 noch ca. 1.600 Familien einen relevanten Unterstützungsbedarf hatten, jedoch aufgrund des Ressourcenmangels keine Unterstützung erhalten haben. Daher bleibt für die Stiftung eine große Herausforderung, sich in einem bis heute währenden intensiven politischen Kommunikationsprozess aktiv für eine deutliche Steigerung der finanzierten Personalressourcen einzusetzen.
Finanzierung des Frühe-Hilfen-Bausteins stationärer Babylots*innen
Die Finanzierung des Frühe-Hilfen-Bausteins stationärer Babylots*innen erfolgt nach wie vor im Rahmen einer Fehlbedarfsfinanzierung. Dies stellt für SeeYou eine kontinuierliche Gefahr der Unterfinanzierung in einem Bereich der Regelversorgung in Hamburg dar. Das Ziel, mit der Behörde eine verlässlichere Form der Finanzierung zu finden, konnte nicht erreicht werden. Auch dieser Umstand wurde in die politische Kommunikation eingebracht.
Qualitätskontrolle durch Elternbefragung
Die Online-Elternbefragung mit dem Ziel eines kontinuierlichen Abgleichs der geleisteten Qualität zu den Anforderungen der Nutzergruppe wird in geringem Maß in Anspruch genommen, sie ist allerdings trotzdem sehr hilfreich für die Reflexion der Arbeit der Babylotsinnen. Es wird zudem geprüft, ob durch eine qualitative Befragung ein höherer Erkenntnisgewinn für die Qualitätskontrolle zu erwirken ist.
Babylots*innen in der Arztpraxis
Aufrechterhaltung der Kooperation mit neun Arztpraxen
Die Aufrechterhaltung der Kooperation mit neun Arztpraxen (7 Frauenarzt- sowie 2 Kinder- und Jugendarztpraxen) konnte mit den vorhandenen Ressourcen einer Vollzeitstelle Babylots*in realisiert werden.
Stabilisierung des Erkennungsprozesses in den Praxen
Durch eine strukturierte fachliche Begleitung im Sinne regelmäßiger (Fall-)Besprechungen mit den geschulten MFA durch die jeweils praxiszuständige Babylotsin konnte der Erkennungsprozess in den kooperierenden Praxen stabilisiert werden. Die Anzahl der von Familien / Schwangeren ausgefüllten rücklaufenden Fragebögen reduzierte sich um 9 Prozent.
Ziel: 900 beratene Familien
Die angestrebte Zahl der durch eine MFA oder eine Babylotsin (900) beratenen Familien wurde hingegen mit 787 beratenen Familien verfehlt. Dieses kann mit dem im Vergleich zu 2020 deutlich geringeren Klärungsbedarf (2020: 14 %, 2019: 20 %) begründet werden. Hier schlägt sich möglicherweise die Stabilisierung des Erkennungsprozesses nieder. Fragebögen werden nicht gezielt an mutmaßlich psychosozial belastete Familien / Schwangere, sondern entsprechend dem Konzept an alle ausgegeben.
Verbesserungspotenzial in den Praxen
In einzelnen Praxen konnten Hindernisse der strukturierten Bedarfserfassung und Verbesserungspotenzial ermittelt werden. Aus zwei kooperierenden Praxen hat 2021 jeweils eine weitere MFA das Fachzertifikat „Frühe Hilfen in der Arztpraxis“ erworben, um den strukturierten, nicht stigmatisierenden Erkennungsprozess zu stärken.
Fachzertifikatsschulung „Frühe Hilfen in der Arztpraxis"
Unklar ist derzeit noch, ob und mit welcher Ausrichtung die Fachzertifikatsschulung „Frühe Hilfen in der Arztpraxis“ auch weiterhin von SeeYou angeboten wird. Diese Frage wird im Rahmen der Auswertung der Studienergebnisse des Projekts KID-PROTEKT 2021/2022 geklärt.
Psychosoziale Kurzintervention
Ziel: 70 unterstützte Familien
Das quantitative Ziel von 70 unterstützten Familien ist 2021 nicht erreicht worden.
Erweiterung und Stabilisierung der Leistung
Über Drittmittel (Förderung durch das Spendenparlament Hamburg) konnte eine weitere Babylotsin für konzeptionelle Arbeit sowie die Vertretung in der PsKi eingestellt und so sowohl eine Erweiterung als auch eine Stabilisierung der Leistung erreicht werden.
Zielplanung 2022
Folgende operative Ziele werden für das Jahr 2022 gesetzt:
Stärkung des präventiven Kinderschutzes
Der präventive Kinderschutz in Hamburger Kooperationspraxen und -kliniken soll durch eine stärkere Präsenz der Babylotsen in päd. Kinderschutz- und ASD-Netzwerken gestärkt werden.
Ziel: 2.400 klärende Gespräche in Kliniken
In den Hamburger Geburtskliniken, in denen die Stiftung Babylotsinnen stellt, werden wieder 2.400 klärende Gespräche mit den Familien (Clearings) angestrebt. Dies soll unter der Voraussetzung erreicht werden, dass durch eine deutlich erhöhte Zuwendung der Stadt Hamburg eine ausreichende Stellenaufstockung möglich ist.
Aufstockung der Fördermittel
Mithilfe der politischen Themenanwaltschaft wird zudem eine deutliche Aufstockung der Fördermittel angestrebt – mit dem mittelfristigen Ziel, durch eine Vollzeitkraft pro 1.000 Geburten tatsächlich eine vollumfängliche Position im präventiven Kinderschutz der Stadt Hamburg zu übernehmen.
Stabilisierung der strukturellen Arbeitssituation
Die strukturelle Arbeitssituation der Babylotsinnen in den Geburtskliniken soll stabilisiert werden.
Überarbeitung des Anhaltsbogens
Der Anhaltsbogen „Wilhelm“, der im Rahmen des systematischen Erkennens von Belastungen eingesetzt wird, soll überarbeitet werden, um neue Erkenntnisse zu relevanten Fragen insbesondere aus KID-PROTEKT (siehe Exkurs: Innovationsfondprojekt KID-PROTEKT Seite 41) und dem Qualitätsverbund Babylotse einzuarbeiten.
Ziel: 900 beratene Familien in Praxen
In den kooperierenden Arztpraxen wird angestrebt, die Zahl der beratenen Familien durch die MFA und die Babylotsinnen auf 900 pro Vollzeitstelle Babylotse zu steigern. Dazu sollen Bilanzgespräche mit allen kooperierenden Praxen geführt, ein genaueres Monitoring der in den Praxen erzielten Leistungen durch ein halbjährliches Berichtswesen eingeführt, monatliche Treffen der MFA sowie weitere Schulungen für diese Berufsgruppe durchgeführt werden. Mindestens 4 000 Familien sollen erreicht werden (= Anzahl ausgefüllter Anhaltsbögen).
Finanzierung einer Vollzeitstelle
Im ambulanten Bereich wird die Finanzierung mindestens einer Vollzeitstelle und von neun Kooperationspraxen angestrebt.
Verstetigung des Angebots der psychosozialen Kurzintervention
Für die psychosoziale Kurzintervention wird eine zweite Kollegin eingestellt und eingearbeitet, um das Angebot zu verstetigen und zu professionalisieren.
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Jahres- und Wirkungsbericht 2021
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